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Habeck macht Ernst: Plug-in-Hybrid vor dem Aus?

25. Mai 2022

A person looking at a cell phone next to a car

Dieser Satz hatte es in sich: „Plug-in-Hybride sind unserer Meinung nach marktgängig und brauchen keine öffentliche Förderung mehr.“ Ausgesprochen hat ihn Wirtschaftsminister Robert Habeck. Nun hat er in einem Interview diese Aussage noch einmal verschärft. Entgegen der Vereinbarung im Koalitionsvertrag hat Habeck angekündigt, die Zuschüsse für Plug-in-Hybride 2023 gänzlich abzuschaffen. Selbst die Zuschüsse für reine Elektroautos sollen schrittweise gekürzt werden. Zwar sind die Vorschläge aus dem Wirtschaftsministerium noch nicht innerhalb der Koalition abgestimmt, aber die Aussagen des Ministers lassen keinen Zweifel daran, was er durchsetzen will. Das in dem Koalitionsvertrag in Aussicht gestellte Kriterium von einer elektrischen Reichweite von mindestens 80 Kilometern ab August 2023 für die Förderung eines Hybrids, das die Hybrid(förder)-Fans hoffnungsfroh stimmte, ist damit anscheinend kassiert.

Nach diesen beiden Aussagen bleiben mindestens drei Fragen übrig.

  1. Warum hat Habeck das gesagt? Hybrid-Autos wurden uns doch als umweltfreundlicher als Benziner verkauft? Habeck wörtlich: „Wir wollen bei der künftigen Förderung von E-Autos den Fokus schärfen und stärker auf Klimaschutz ausrichten.“ In dem Satz schwingt mit, dass Hybride für den Klimaschutz nicht radikal CO2-einsparend genug sind.
  2. Diese Sicht der Dinge ist als Minister mit grünem Parteiausweis nur konsequent. Aber für Flottenmanager fatal. Hier die Frage: Wie soll der Flottenmanager angesichts der gegenwärtigen langen Lieferzeiten die Förderungen planen? Das Problem: Die Förderung ist an den Zeitpunkt der Zulassung, nicht an den Zeitpunkt des Kaufs gekoppelt. Eine Änderung dieser Regelung schließt Habeck aus, die Anfälligkeit für Missbrauch sei zu hoch.
  3. Frage: Hat er das wirklich gesagt? Wer es nicht glaubt: https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/habeck-zuschuss-hybride-100.html

Der Hybrid ist wegen der Balance von attraktiven Steuervorteilen und einer alltagstauglichen Elektro-Benzin-Kombi unter anderem auch als Dienstauto sehr beliebt. Deswegen laufen die Interessensvertreter der Autofahrer Sturm. VDA-Präsidentin Hildegard Müller: „Die Überlegung, die Förderung für Plug-in-Hybride auslaufen zu lassen, gefährdet in einer ohnehin angespannten Zeit den Hochlauf der E-Mobilität und ignoriert die Lebenswirklichkeiten der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland.“ Auch der ADAC sieht darin einen abrupten Kurswechsel, der den Hochlauf der E-Mobilität gefährdet.

Wird der Plug-in-Hybrid jetzt vom Flottenmarkt verschwinden? Auch hier streiten sich die Experten. Der Autozulieferer ZF sieht für Plug-in-Hybride zum Beispiel eine Zukunft bis weit ins kommende Jahrzehnt hinein. Aufgrund des eigenen Auftragsbestands gehe er davon aus, dass die Fahrzeuge „weit über 2030 hinaus in vielen Teilen der Welt eine wichtige Rolle bei der Elektrifizierung der individuellen Mobilität“ spielen werden, so der ZF-Vorstandsvorsitzende Wolf-Henning Scheider. Die Grundvoraussetzung: größere rein elektrische Reichweiten von mehr als 100 Kilometern. Mit Habecks Aussage bekommen solche Prognosen natürlich einen anderen Beigeschmack.

Die Beratungsgesellschaft Deloitte kommt in einer ihrer Studien zu einem anderen Schluss und prognostiziert, dass Hybride essenziell für den Hochlauf der Elektromobilität am deutschen Markt sind, ab 2025 jedoch zunehmend an Signifikanz verlieren werden und über das Jahr 2030 hinaus keine signifikante Rolle mehr am Markt spielen werden.

Unsere Empfehlung für Flottenmanager lautet, das Thema Elektromobilität ganzheitlich zu sehen. Die Investition in die Elektromobilität ist mehr als das Abgreifen von Fördermitteln und die Fixierung auf eine Technikspielart. E-Mobilität ist ein ganzheitliches Konzept, das auf vielen Ebenen funktioniert: als Imagepflege bei Kunden und Mitarbeitern zum Beispiel. Als Bonuskriterium bei Ausschreibungen. Und nicht zuletzt auf der Werteebene: Geht es nicht in erster Linie darum, unser Business umweltfreundlicher zu gestalten? Wir beraten Sie gerne.

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